Sonntag, 8. Juni 2014

30 Jahre:


Es ist Sonntag ich sitz bei dreißig Grad in unserem  Garten und ich hab Bauchweh. Heute bin ich draufgekommen, dass ich in dreizehn Tagen eine Dichterlesung halten muss und das macht mir Angst. Wieso das, werden sie fragen, der Kerl ist doch sonst auch um kein Bonmotscherl (wienerische Verkleinerung von Bonmot) verlegen. Ich sag es ihnen. Ich kann ganz gut schreiben und ich habe keine Angst vor vielen Leuten Reden zu schwingen und habe in meinem Leben schon viele Ansprachen zu Geburtstagen und Hochzeiten und sogar zur Beerdigung meines Vaters gehalten, aber mit dem Vorlesen ist das so eine Sache. Ich lese viel schneller, als ich sprechen kann und das wird beim Vorlesen dann oft ein hanebüchener Blödsinn und davor habe ich Angst. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob alle Leute mir dort Wohlgesonnen sind und sich Bereits auf ein Versagen meinerseits freuen. Aber was solls, ich muss da durch.
Am Vormittag war ich mit Rico, Aurelia und Isi spazieren und habe mich mit Rico über meine Probleme unterhalten.
Rico: was schaust du denn so zwieder? Schau wie schön es hier ist.(Er rollt sich in einer bereits braune Wiese und ich habe den Verdacht, dass es hier durchaus Eurasier freundliche Duftnoten gibt.)
Du solltest das auch probieren, entspannt ungemein und das faulige Gras hat einen betörenden Duft(mein Verdacht hat sich bestätigt).
Ich: also erstens ist mir gerade eingefallen, dass ich nur mehr schwache zwei  Wochen bis zu dieser verdammten Lesung habe und zweitens finde ich Rollen nicht entspannend weil ich Heuschnupfen habe und außerdem frisch gebadet bin und nicht wie du nach Fäulnis riechen möchte)
Rico: siehst du, du bist unentspannt. Aber was ist das Problem? Ich freu mich schon drauf. Da treff ich denn Elvis und mit dem wird ich mich ordentlich pläschen(hauen für Leute jenseits des Weißwurstäquators).
Rico: Das find ich jetzt auch nicht prickelnd und reden musst du auch nicht. Du bist nur mit mir auf der Bühne und musst mich wiederbeleben wenn ich vor Angst in Ohnmacht fall.
Rico: Chr,chr,chr, da wär die Emmy besser, die hat eine größere Zunge und außerdem ist sie viel nasser.
Ich: sehr lustig.
Rico: Aber im Ernst, mach dir nicht ins Fell. Erstens kannst du ja nicht nur vorlesen, sondern du musst davor und dazwischen was sagen und das kannst du ja. Mir quasselst du ja auch manchmal die Ohren ab.
Isi: red nicht über Ohren!!(Isi ist seit sie kaum Haare auf den Ohren hat ein wenig empfindlich, was dieses Thema angeht.)
Rico(leise): Muttern hast du sie ja schon abgequasselt,  chr,chr,chr.
Ich: Rico, halte an dich!!
Rico: Und die Texte dazwischen hältst du kurz, damit die Leute das Buch kaufen, ich glaube nicht, das jetzt schon Zeit für ein Hörbuch ist, da habe ich die Exclusivrechte.(Ich lesen Rico vor dem einschlafen immer eine Geschichte aus unserem Buch vor.) Und wenns schief geht, auch Wurscht. Einem echten Casvalonier ist nix peinlich.
Rico hat recht. Deshalb sitze ich hier auf meiner Terrasse bei dreißig Grad und schmökere Literatur. Die Festschrift vom Alfred Müller aus 1998 und das Buch von Annelie Feder aus dem Jahr 2000. Ich habs damals geschenkt bekommen vom Croco und anderen Freunden, damit ich mich endlich auskenn. Was echt arg ist ich bin heute 7 Jahre länger mit Eurasiern zusammen, als die Feder damals und ihr Buch hat Hand und Fuß und ich bekomm immer noch nichts gebacken. Vorteil ich hab mich mir niemanden zerstritten oder bin zerstritten geworden, weil sich keiner die Mühe macht gegen so einen Dolm zu intrigieren und ich hab auch nicht viel Ernstes falsch gemacht, weil ich gar nix gemacht habe. Es ist irgendwie komisch die mittlerweile alten Bücher und Festschriften zu lesen, weil dann merkt wie die Zeit vergeht und wie Menschen kommen und gehen. Gut die Frau Feder ist nicht mehr dort wo sie damals war, aber ihr Buch ist immer noch ein Standartwerk, vielleicht auch deshalb weil die Eurasierliteratur endendwollend ist.
Mein Buch wird sicher kein Standartwerk, aber immerhin ist ein Eurasier drauf,der aber seit ich das Buch von der Feder gelesen habe auf dem Foto einen Fehler laut Rassestandart hat, nämlich zu weit auseinander stehende Ohren.
Isi. Nimm das Wort Ohren nicht in den Mund.
Rico: Also  weh tuts nicht chr,chr,chr.
Also Standartwerk hin oder her, Menschen kommen und gehen aber die Eurasier, die bleiben und das auch wegen so Dolmen wie mir und vielen,vielen anderen Züchtern und den weisen Frauen und Männern die im Hintergrund zeitweise ihre Arbeit tun.
Und die Lesung wird ich auch hinkriegen, aber ich sollt jetzt mal mein Buch lesen.


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