Es ist Sonntag ich sitz bei dreißig Grad in unserem Garten und ich hab Bauchweh. Heute bin ich
draufgekommen, dass ich in dreizehn Tagen eine Dichterlesung halten muss und
das macht mir Angst. Wieso das, werden sie fragen, der Kerl ist doch sonst auch
um kein Bonmotscherl (wienerische Verkleinerung von Bonmot) verlegen. Ich sag
es ihnen. Ich kann ganz gut schreiben und ich habe keine Angst vor vielen
Leuten Reden zu schwingen und habe in meinem Leben schon viele Ansprachen zu
Geburtstagen und Hochzeiten und sogar zur Beerdigung meines Vaters gehalten,
aber mit dem Vorlesen ist das so eine Sache. Ich lese viel schneller, als ich
sprechen kann und das wird beim Vorlesen dann oft ein hanebüchener Blödsinn und
davor habe ich Angst. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob alle Leute mir dort
Wohlgesonnen sind und sich Bereits auf ein Versagen meinerseits freuen. Aber
was solls, ich muss da durch.
Am Vormittag war ich mit Rico, Aurelia und Isi spazieren und
habe mich mit Rico über meine Probleme unterhalten.
Rico: was schaust du denn so zwieder? Schau wie schön es
hier ist.(Er rollt sich in einer bereits braune Wiese und ich habe den
Verdacht, dass es hier durchaus Eurasier freundliche Duftnoten gibt.)
Du solltest das auch probieren, entspannt ungemein und das
faulige Gras hat einen betörenden Duft(mein Verdacht hat sich bestätigt).
Ich: also erstens ist mir gerade eingefallen, dass ich nur
mehr schwache zwei Wochen bis zu dieser
verdammten Lesung habe und zweitens finde ich Rollen nicht entspannend weil ich
Heuschnupfen habe und außerdem frisch gebadet bin und nicht wie du nach Fäulnis
riechen möchte)
Rico: siehst du, du bist unentspannt. Aber was ist das
Problem? Ich freu mich schon drauf. Da treff ich denn Elvis und mit dem wird ich
mich ordentlich pläschen(hauen für Leute jenseits des Weißwurstäquators).
Rico: Das find ich jetzt auch nicht prickelnd und reden
musst du auch nicht. Du bist nur mit mir auf der Bühne und musst mich
wiederbeleben wenn ich vor Angst in Ohnmacht fall.
Rico: Chr,chr,chr, da wär die Emmy besser, die hat eine
größere Zunge und außerdem ist sie viel nasser.
Ich: sehr lustig.
Rico: Aber im Ernst, mach dir nicht ins Fell. Erstens kannst
du ja nicht nur vorlesen, sondern du musst davor und dazwischen was sagen und
das kannst du ja. Mir quasselst du ja auch manchmal die Ohren ab.
Isi: red nicht über Ohren!!(Isi ist seit sie kaum Haare auf
den Ohren hat ein wenig empfindlich, was dieses Thema angeht.)
Rico(leise): Muttern hast du sie ja schon abgequasselt, chr,chr,chr.
Ich: Rico, halte an dich!!
Rico: Und die Texte dazwischen hältst du kurz, damit die
Leute das Buch kaufen, ich glaube nicht, das jetzt schon Zeit für ein Hörbuch
ist, da habe ich die Exclusivrechte.(Ich lesen Rico vor dem einschlafen immer
eine Geschichte aus unserem Buch vor.) Und wenns schief geht, auch Wurscht. Einem
echten Casvalonier ist nix peinlich.
Rico hat recht. Deshalb sitze ich hier auf meiner Terrasse
bei dreißig Grad und schmökere Literatur. Die Festschrift vom Alfred Müller aus
1998 und das Buch von Annelie Feder aus dem Jahr 2000. Ich habs damals
geschenkt bekommen vom Croco und anderen Freunden, damit ich mich endlich
auskenn. Was echt arg ist ich bin heute 7 Jahre länger mit Eurasiern zusammen,
als die Feder damals und ihr Buch hat Hand und Fuß und ich bekomm immer noch
nichts gebacken. Vorteil ich hab mich mir niemanden zerstritten oder bin
zerstritten geworden, weil sich keiner die Mühe macht gegen so einen Dolm zu
intrigieren und ich hab auch nicht viel Ernstes falsch gemacht, weil ich gar
nix gemacht habe. Es ist irgendwie komisch die mittlerweile alten Bücher und
Festschriften zu lesen, weil dann merkt wie die Zeit vergeht und wie Menschen
kommen und gehen. Gut die Frau Feder ist nicht mehr dort wo sie damals war,
aber ihr Buch ist immer noch ein Standartwerk, vielleicht auch deshalb weil die
Eurasierliteratur endendwollend ist.
Mein Buch wird sicher kein Standartwerk, aber immerhin ist
ein Eurasier drauf,der aber seit ich das Buch von der Feder gelesen habe auf
dem Foto einen Fehler laut Rassestandart hat, nämlich zu weit auseinander stehende
Ohren.
Isi. Nimm das Wort Ohren nicht in den Mund.
Rico: Also weh tuts
nicht chr,chr,chr.
Also Standartwerk hin oder her, Menschen kommen und gehen
aber die Eurasier, die bleiben und das auch wegen so Dolmen wie mir und
vielen,vielen anderen Züchtern und den weisen Frauen und Männern die im
Hintergrund zeitweise ihre Arbeit tun.
Und die Lesung wird ich auch hinkriegen, aber ich sollt
jetzt mal mein Buch lesen.
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