Donnerstag, 6. Februar 2020

Rico 2012-2020:



Ich bin völlig fertig, eigentlich zu fertig um das jetzt zu schreiben, aber es muss sein. Ich bin nicht nur so entsetzlich traurig, wie ich es schon lange nicht mehr war, nein krank bin ich auch noch. Kann also sein das das hier ein ziemliches Geschwurbel  wird.
Der Rico war ein Rüde und zu meinen Rüden hatte ich immer ein besonderes Verhältnis, weil sie irgendwie noch liebenswürdiger sind ,als die Weiberl. Der Rico war nicht nur mein Hund, in erster Linie war er auch der Hund von der Milena, und sein ganzes Leben hat er an ihr besonders gehangen, so wie er auch an mir gehangen ist. Er war also ein Gemeinschaftshund . Es hat immer geheißen Rico der Hund der bei mir wohnt und bei der Milena schläft. Später hat er meist hier gewohnt und geschlafen, aber das hat an der Beziehung zwischen ihm und der Milena nichts geändert. Der Rico war ein besonderer Hund. Er war ziemlich groß, und ziemlich schwarz, aber ein Lämmchen von Gemüt. Er ist gerne mit uns spazieren gegangen und es hat nie Brösel mit anderen Rüden gegeben. Sein Blick war einzigartig, wenn er dich angeschaut hat ging das bis in die tiefste Seele.
Er ist gerne mit mir auf dem Sofa gesessen und wir haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Irgendwie hatte ich wirklich das Gefühl ich hätte das getan. Der Rico war sein ganzes Leben gesund, abgesehen von der Demotexmilbe mit 15 Monaten und die Schilddrüsenunterfunktion, die ihn aber nie eingeschränkt hat. Das blieb so bis vorletzen Samstag, wo der absolute Albtraum begann. Ich bin mit ihm zum Tierarzt gegangen weil er ein bisschen gehustet hat, und beim Gehen schlapp war. Ich hab mit einer Verkühlung gerechnet. Aber es war schlimmer, viel schlimmer. Erst wurde eine starke Anämie festgestellt, das erklärte die Schlappheit. Am Montag wars dann schon ein Milztumor laut Ultraschall, der sich dann als kaputte Niere, herausgestellt hat, die entfernt wurde. Am Freitag hat er sich dann erbrochen und wir haben geglaubt ein Nierenversagen würde das verursachen, aber die andere Niere hat noch funktioniert. Langsam schien es ein bisschen bergauf zu gehen. ER hat ein bissel gegessen, wenn auch nicht viel, er ist gerne spazieren gegangen mit dem Andi und der Milena. ER war nämlich bei ihnen, weil die Pauline läufig war und außerdem er in der Wohnung besser zu pflegen war. Die Milena hat sich rund um die Uhr um ihn gekümmert. Am Sonntag war er dann sogar mit uns im Märchenwald spazieren und es hat ihm gut gefallen und angestrengt hat es ihn auch nicht. Wir waren sicher zumindest ein paar Monate für ihn raus geschunden zu haben. Am Mittwoch war dann die nächste Blutuntersuchung, die Milena und ich sind gemeinsam zum Tierarzt gefahren und haben geglaubt nach der Blutabnahmen wieder mit ihm nach Hause zu fahren. Dann der Doppelschlag, die Biopsie hatte ein Karzinom festgestellt, dass kaum zu behandeln ist, aber was schlimmer war, waren seine Blutwerte. Faktisch keine roten Blutkörperchen mehr, dass heißt der Krebs war bereits im Rückenmark und damit wars das. Wir hätten ihn wieder mitnehmen können weil er war ja noch ganz gut beinander, aber das war eine Frage von Stunden und dann Atemnot , Multiorganversagen Exitus und das qualvoll. Das wollten wir nicht, wir haben ihn gehen lassen, in den Armen von der Milena, seinen letzten vertrauensvollen Blick werden ich nie mehr vergessen, ich hab heute schon geträumt davon. Wir blieben bis zum Ende , um dann fluchtartig die Praxis zu verlassen, wieder einmal  ohne Hund, weil meistens machen wir das die Milena und ich, das verbindet. Alles weitere kann man sich vorstellen. Die Milena hat geweint, ich habe geweint später meine Frau. Ich hasse das, aber je älter ich werde, desto schwieriger wird es das zu unterdrücken. Auch heute fließen die Tränen immer wieder und morgen wahrscheinlich auch, ist schon sehr lästig, meint die Milena überigens auch. Wie ich sie heute getroffen habe war sie immer noch sehr verquollen, ich auch, aber ich kann mich auf den grippalen Infekt herausreden.
Ich bitte um Verständnis, dass ich jetzt einige Tage, dass Georgietagebuch unterbrechen muss, aber ich werde bald wieder anfangen, sie sind ein großer Trost, die Pauline und die Georgie, auch wenn sie die Lücke nicht schließen können.

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