Ich bin völlig fertig, eigentlich zu fertig um das jetzt zu
schreiben, aber es muss sein. Ich bin nicht nur so entsetzlich traurig, wie ich
es schon lange nicht mehr war, nein krank bin ich auch noch. Kann also sein das
das hier ein ziemliches Geschwurbel wird.
Der Rico war ein Rüde und zu meinen Rüden hatte ich immer
ein besonderes Verhältnis, weil sie irgendwie noch liebenswürdiger sind ,als
die Weiberl. Der Rico war nicht nur mein Hund, in erster Linie war er auch der
Hund von der Milena, und sein ganzes Leben hat er an ihr besonders gehangen, so
wie er auch an mir gehangen ist. Er war also ein Gemeinschaftshund . Es hat
immer geheißen Rico der Hund der bei mir wohnt und bei der Milena schläft.
Später hat er meist hier gewohnt und geschlafen, aber das hat an der Beziehung
zwischen ihm und der Milena nichts geändert. Der Rico war ein besonderer Hund.
Er war ziemlich groß, und ziemlich schwarz, aber ein Lämmchen von Gemüt. Er ist
gerne mit uns spazieren gegangen und es hat nie Brösel mit anderen Rüden
gegeben. Sein Blick war einzigartig, wenn er dich angeschaut hat ging das bis
in die tiefste Seele.
Er ist gerne mit mir auf dem Sofa gesessen und wir haben uns
über Gott und die Welt unterhalten. Irgendwie hatte ich wirklich das Gefühl ich
hätte das getan. Der Rico war sein ganzes Leben gesund, abgesehen von der
Demotexmilbe mit 15 Monaten und die Schilddrüsenunterfunktion, die ihn aber nie
eingeschränkt hat. Das blieb so bis vorletzen Samstag, wo der absolute Albtraum
begann. Ich bin mit ihm zum Tierarzt gegangen weil er ein bisschen gehustet
hat, und beim Gehen schlapp war. Ich hab mit einer Verkühlung gerechnet. Aber
es war schlimmer, viel schlimmer. Erst wurde eine starke Anämie festgestellt,
das erklärte die Schlappheit. Am Montag wars dann schon ein Milztumor laut
Ultraschall, der sich dann als kaputte Niere, herausgestellt hat, die entfernt
wurde. Am Freitag hat er sich dann erbrochen und wir haben geglaubt ein
Nierenversagen würde das verursachen, aber die andere Niere hat noch
funktioniert. Langsam schien es ein bisschen bergauf zu gehen. ER hat ein
bissel gegessen, wenn auch nicht viel, er ist gerne spazieren gegangen mit dem
Andi und der Milena. ER war nämlich bei ihnen, weil die Pauline läufig war und
außerdem er in der Wohnung besser zu pflegen war. Die Milena hat sich rund um
die Uhr um ihn gekümmert. Am Sonntag war er dann sogar mit uns im Märchenwald
spazieren und es hat ihm gut gefallen und angestrengt hat es ihn auch nicht.
Wir waren sicher zumindest ein paar Monate für ihn raus geschunden zu haben. Am
Mittwoch war dann die nächste Blutuntersuchung, die Milena und ich sind
gemeinsam zum Tierarzt gefahren und haben geglaubt nach der Blutabnahmen wieder
mit ihm nach Hause zu fahren. Dann der Doppelschlag, die Biopsie hatte ein
Karzinom festgestellt, dass kaum zu behandeln ist, aber was schlimmer war,
waren seine Blutwerte. Faktisch keine roten Blutkörperchen mehr, dass heißt der
Krebs war bereits im Rückenmark und damit wars das. Wir hätten ihn wieder
mitnehmen können weil er war ja noch ganz gut beinander, aber das war eine
Frage von Stunden und dann Atemnot , Multiorganversagen Exitus und das
qualvoll. Das wollten wir nicht, wir haben ihn gehen lassen, in den Armen von
der Milena, seinen letzten vertrauensvollen Blick werden ich nie mehr
vergessen, ich hab heute schon geträumt davon. Wir blieben bis zum Ende , um
dann fluchtartig die Praxis zu verlassen, wieder einmal ohne Hund, weil meistens machen wir das die
Milena und ich, das verbindet. Alles weitere kann man sich vorstellen. Die
Milena hat geweint, ich habe geweint später meine Frau. Ich hasse das, aber je
älter ich werde, desto schwieriger wird es das zu unterdrücken. Auch heute
fließen die Tränen immer wieder und morgen wahrscheinlich auch, ist schon sehr
lästig, meint die Milena überigens auch. Wie ich sie heute getroffen habe war
sie immer noch sehr verquollen, ich auch, aber ich kann mich auf den grippalen
Infekt herausreden.
Ich bitte um Verständnis, dass ich jetzt einige Tage, dass
Georgietagebuch unterbrechen muss, aber ich werde bald wieder anfangen, sie
sind ein großer Trost, die Pauline und die Georgie, auch wenn sie die Lücke
nicht schließen können.
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