Dienstag, 9. Juni 2015

April:


Heute war ich mit meinen Hunden wieder einmal spazieren und da wir nur zu viert waren, hatte ich viel Zeit zum nachdenken.
April wir nähern uns der Mitte dieses Monats der heuer seinem Namen alle Ehre macht. Letzte Woche hat es noch geschneit, Minusgrade am Morgen waren normal. Jetzt haben wir 20° im Schatten und alles blüht.
April in den letzten Jahren ist immer was Besonderes gewesen. 2011 waren die D-Casvalonier gerade sechs Wochen alt und haben mich in Atem gehalten. 2012 kamen die E-Casvalonier auf die Welt und wurden zu den berühmtesten Welpen der Welt, dank Livestream. Und seitdem hab ich den Rico zumindest fast. Wo ist er denn? Oh er betreibt schon wieder Euraseryoga und geht meditativ immer einen halben Schritt hinter mir.“2013 kam der Krümel auf die Welt und hat wenig später das Kommando über meinen Computer und mein Handy übernommen.
 2014 hielt ich mein Buch in Händen und war voller Hoffnung, dass ich jetzt zumindest so berühmt werde wie die E-Welpen. Leider hat es sich als riesiger Flop herausgestellt. Abgesehen von den paar Büchern die ich selber verkauft habe, hab ich zumindest messbar keines verkauft. Also sind die E´s noch immer berühmter als ich und ich muss mich damit abfinden kein berühmter Schriftsteller zu werden.
Heuer ist gar nix nur mein Geburtstag Ende April und da werde ich 57. Ich geh grad durch das ehemalige Ruinengelände und je älter ich werde, desto näher rückt der 2.Weltkrieg meinem Geburtstermin. Gerade heuer wegen des Bedenkjahres  70 Jahre Kriegsende werden wir ja gerade mit allen möglichen Dokus zugeschwappt, mit guten und weniger guten. Seit ich 14 Jahre alt war hat mich der Krieg interessiert. Davor eher weniger. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass es auch noch in den 60iger Jahren vom Krieg zerstörte Häuser in Wien gab und die Tafeln die genau dort standen, wo ich auch jetzt noch mit den Hunden spazierengehe mit der Aufschrift Ruinengelände, Achtung Minengefahr, betreten verboten! Haben wir damals nicht mehr ernst genommen. Die Tafeln sind nie abgenommen worden, aber irgendwann waren alle verschwunden. Heute ärgert es mich, dass ich damals keine geklaut habe. Auch der Fund von deutschen und russischen Stahlhelmen in unserem Garten hat bei uns nur gelinde Sensationsgelüste  ausgelöst.
Meine Eltern haben so wie viel Kriegsbetroffenen nicht wirklich viel darüber geredet. Nur bei feuchtfröhlichen Abenden wurden von den Männern Anekdoten erzählt. Kein Wunder also, dass für mich das Wort Krieg als Kind keinerlei Schrecken bereitete, sondern ich es eher für ein Art Ferienlager hielt. Das änderte sich erst Ende der 60iger als der Vietnamkrieg in unsere Wohnzimmer einzug hielt. Erst mit der Pubertät begann ich mich intensiver mit der dieser Zeit zu beschäftigen, nachdem bei uns der Geschichtsunterricht in der Unterstufe mit 1918 endete. Erst noch unkritisch und mit einer gewissen Freundlichkeit für die „Unsrigen“ aber bald wurden mir die Verbrechen dieser Zeit immer mehr bewusst. In der Familie wurde trotzdem nicht wirklich darüber geredet und erst kurz vor seinem Tod erzählte mir mein Vater seine Erlebnisse ohne dabei irgendwelche beschönigende Worte zu verwenden. Mein Vater war bei Kriegsende 19 und was er erlebt hat, möchte ich in hundert Jahren nicht erleben.
Daran hab ich also gedacht wie ich durch das „Ruinengelände“ marschier. Ein paar Mauern sind noch sichtbar, aber das meiste hat sich die Natur schon zurückgeholt.
Dann überholt mich der Rico, offensichtlich hat er seine Mediation beendet und schließt sich den Mädels an. Ich kehre in die  Gegenwart zurück und geniesse die vielen Blumen, die ich alle nicht kenne, aber schön sind sie. Zu Hause angekommen habe ich dann unser Pool gereinigt und begonnen es einzulassen, aber das war so grauslich, dass ich darüber nicht schreiben will.
Es ist April und heuer wird nix passieren, außer mein Geburtstag, aber der Oktober, der wird aufregend.

Ja und ein paar schlechte Fotos hab ich auch noch.

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