Donnerstag, 19. März 2020

19.03.2020 Outdoorshaming:



Irgendein Tag in der Isolation, ich zähl sie nicht. Heute haben wir unseren Wochenendeinkauf gemacht, weil ich mir gedacht habe, morgen wird’s wahrscheinlich wieder schlimmer. Also alles war da und ich schäme mich zwar ein bisschen, aber ich habe Klopapier gekauft, nicht weil ich es dringend gebraucht hätte sondern einfach weil es da war. Jetzt habe ich insgesamt 17 Klopapierrollen zu Hause und fühle mein Klopapiersicherheitsgefühl total befriedigt. Wie ich mit meiner besten Ehefrau zum einkaufen gefahren bin, war mein Eindruck dass die Maßnahmen eingehalten werden. Ich habe keine Zusammenrottungen gesehen, keine Menschentrauben vor Supermärkten, die Leute die auf den Straßen waren, waren allein oder eindeutig Ehepaare oder Eltern mit Kindern. Wenn du in die sozialen Medien schaust siehst du ein anderes Bild. Aufgeregte Kommentare von Usern die sich über Zusammenrottungen, spielende Kinder und überhaupt über im Freien befindliche Menschen unheimlich aufregen und in ihren Aufregungsblasen unheimlichen Druck aufbauen. Irgendwann platzt dann die Blase der Scheiß schwappt über und dann. Ja das werden wir sehen. Da unsere Politiker sehr aufmerksam auf die Volksmeinung schauen kanns dann schon passieren, dass durch diesen Druck Maßnahmen kommen die eigentlich nicht nötig sind aber scheinbar gut ausschauen. Es gibt dafür sogar schon einen neudeutschen Ausdruck „Outdoorshaming“. Die Leute regen sich dann über Kopftuchfrauen auf die mit ihren Kindern im Hof sitzen und tratschen. Das diese Menschen wahrscheinlich kaum unsere Nachrichtensendungen verfolgen und wahrscheinlich nicht wirklich wissen was los ist wird dabei nicht berücksichtig. Dasselbe ein Bild vor einem Sozialmarkt wo sich die Leute drängen. Bei denen geht’s darum, dass sie genug zu essen haben und nicht um irgendeine Virus, das ihren Horizont übersteigt. Diese meist bildungsfernen Menschen werden jetzt nicht die absoluten Musterschüler sein was die Maßnahmen der Regierung angeht. Jetzt ist halt die Frage, ob die uns alle umbringen werden, oder ob es nicht reicht wenn 90% der Menschen sich freiwillig dran halten und die anderen von den Behörden dazu gezwungen werden, weil dafür gibt’s ja die nicht gerade kleinen Strafen. Aber was für einen Sinn hat es ununterbrochen geifernd Bilder zu posten die den falschen Eindruck erwecken alle scheißen auf die Maßnahmen, so ist es nämlich nicht. Die regen sich ja sogar auf, wenn Menschen spazieren gehen. Das Problem ist solche Menschen gab es immer. Die Vernaderer, die Geiferer, die früher in der Straßenbahn uns Kinder beschimpft haben und dann noch gemurmelt haben:“unterm Hitler hätts das net geben“. Also diese Menschen hats immer gegeben nur jetzt haben sie durch die sozialen Medien eine viel größere Plattform, als den Straßenbahnwaggon von früher. Mir gehen die am Arsch vorbei, aber wahrscheinlich gibt’s Menschen sie sich dadurch beeinflussen lassen und dann beunruhigt sind.
Übrigens Klopapier wird jetzt scheinbar durch Medikamente abgelöst. Ich habe heute für ein von mir betreutes Ehepaar Medikamente holen müssen, hab fast eine Stunde gewartet und dann nur die Hälfte bekommen. Den Rest krieg ich morgen, muss ich mich wieder anstellen.  Auf Grund dieser Warterei haben die Hunde heute auf den Spaziergang verzichten müssen aber morgen geh ich wieder, Outdoorshaming hin oder her.



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