Sonntag, 26. Februar 2017

Truthahn und ein Teufelsbeagel namens Jenny:


Da sitz ich nun müde, ausgepowert mit schwarzen Ringen unter den Augen und flauschigen Magen. Truthahn is over, oder Truthahn blues.
Und wie wars? Na ja so wie in den letzten Jahren. Man holt das Ding ab und denkt sich: Wie soll der ins Rohr gehen? Und wird es gelingen? Wie viele Beilagen usw.
Ab Freitag geht’s dann ans werkeln und nach sechs Truthähnen haben wir natürlich eine Menge Routine erworben und es geht vieles leichter von der Hand. Aber immer wieder gibt’s  Aufregungen. Einmal hat das Rohr nur 230 Grad produziert und wir mussten das Tier mit feuchten Tüchern abdecken. Einmal ist der Geschirrspüler eingegangen und wir mussten das Geschirr mit der Hand abwaschen, seit damals habe ich zwei Geschirrspüler. Einen als Backup im Keller und einen in der Küche. Falls der hin wird brauch ich nur den aus dem Keller holen und anschließen.
Heuer ist auch wieder was eingegangen, nämlich das Bratenthermometer, aber so Kleinigkeiten können uns nicht wirklich beunruhigen. Was mich eher beunruhigt ist meine zunehmende Kraftlosigkeit. Irgendwann wird ich das Viech nicht mehr schleppen können. Dann kommen die Gäste und alle sind hungrig und durstig. Das liebe ich und wenn wir sie dann alle ins Speisezimmer getrieben haben und alle sitzen und die Suppe schlürfen, kommt mein erstes Highlight. Ich sitz draußen vor dem Zimmer rauch eine und höre meinen Freunden beim Essen zu. Das ist Tiefenentspannug pur. Wenn mich dann einer fragt: Sag warum tuts ihr euch das eigentlich an? Sag ich nur, weil wir es können. Wir haben jetzt sechs Truthähne verbrochen und ich weiß immer noch nicht wie der frisch schmeckt, ich mein mit Beilagen, weil ich nie was ess, weil ich keinen Hunger hab. Die Christa weiß es auch nicht, aber die Freunde sagen er schmeckt gut und das ist schön.
Auch diesmal haben sich alle gut amüsiert und hungrig ist auch keiner geblieben, auch die Hunde nicht, die sich immer in der Küche einfinden, wenn der Truthahn zerlegt wird. Auch meine Tochter ist immer da, weil da gibt es die besten Stücke, halt ohne Beilagen, aber wer braucht schon Kohlsprossen, Selleriepürree mit Walnüssen, Röstwurzelgemüse, Rotkraut, Stuffing und Cranberrysauce, wenn er die besten Stücke direkt vom Knochen reißen kann. Und die Leut wundern sich immer, dass ich dann nix essen will.
Dann wird weiter gegessen und dann kommen die Nachspeisen, Wein Magenbitter Schnaps Kaffee und dann dauerts bis tief in die Nacht. Irgendwann in der Früh so um zwei gehen die letzten und damit beginnt die Geschichte von Jenny dem Teufelsbeagel. Um elf hab ich sie noch gesehen wie sie mit einer unserer Katzen gemeinsame Sache gemacht hat um zu Truthahn zu gelangen. Die Katze hat ihn aus der Warmhalteschlüssel geklaut und der Jenny was zukommen lassen. Ihr Schmatzen hat mich alarmiert und ich habe den Unfug unterbunden. Dann wie alle weg waren, war auch die Jenny weg. Im Haus Nicht im Garten nicht auf der Straße nicht. Schließlich sind wir leicht beunruhigt aber totmüde schlafen gegangen. Um sieben war ich wieder auf und such weiter. Ich schrei im Garten, ich schrei auf der Straße immer mit der Angst irgendjemanden zu wecken und Ärger zu bekommen. Ich habe nämlich eine ziemlich laute Stimme, wenn es sein muss.
Keine Jenny. Dann haben wir die Polizei angerufen und gefragt ob sie in der Nacht einen Beagel verhaftet haben(das haben sie nämlich schon mal gemacht), dann die Tierschutzhäuser und schließlich meine Tochter, um ihr zu gestehen, dass wir den Beagel verlegt haben. Andererseits hat die dunkle Seite in mir sich schon die Vorteile der Beagellosen Zeit vorgestellt. Kein gekeiffe, keine Diebstähle und andere unangenehmen Ereignisse. Wenn sich jemand für einen Eurasier entscheidet, will er eines ganz sicher nicht, einen Beagel. Uns ist er halt passiert.

Um elf Uhr und fünf Geschirrspühlerladungen später will ich mit den Hunden spazierengehen, um mich auszulüften. Ich will gerade mit den Hunden das Haus verlassen kommt die Jenny von oben runtergetappelt. Wir waren sprachlos und ich bin schnell gegangen sonst hätt das Viech die nächsten Minuten nicht überlegt. Wir haben den oberen Stock x-Mal durchsucht und gerufen, aber der Hund hat offensichtlich seinen Rausch ausgeschlafen…. Der Teufelsbeagel.

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