Samstag, 3. Oktober 2020

03.10.2020 Ausflug nach Wien:


Nachdem die beste Ehefrau von allen einen Lagerkoller bekommen hat, hab ich mir gedacht, wir machen einen Ausflug nach Wien. Wir leben zwar in Wien, aber am Rand und ich als gebürtiger Maurer, kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass Mauer 1926 von Wien annektiert wurde. Wir Maurer sagen auch nicht Mauer bei Wien sondern Wien bei Mauer. Soviel zum Alltagschauvinismus von uns Maurern. Also wenn wir sagen wir fahren nach Wien, heißt das in die Innenstadt.

Damit das ohne Hundeleid passiert, bin ich mit den dreien in der Früh spazieren gegangen, war nix los, außer das ich meine Hunde beim Benützen einen der vielen Trinkbäume fotografiert habe die die Gemeinde Wien dankenswert im Wald aufgestellt hat und das ich den Gorg fotografiert habe wie er mal wieder auf Bronzegorg gemacht hat. Dann haben meine beste Ehefrau und ich uns Stadtfein gemacht, dass heißt ich hab eine Hose angezogen, die ich schon über ein Jahr besitze und bis jetzt nicht die Zettel runtergnommen habe, meine Flanellhemd gegen ein normales Hemd getauscht habe und mein Trachtensakko rausgesucht habe. Die Frau in eleganter Leinenhose und Bluse mit hochhackigen Sandalen war auch kaum wieder zu erkennen. Und dann sind wir in die Stadt gebraust. Wir waren schon lange nicht mehr in der Stadt, erstens weils dort keine Geschäfte gibt, die wir uns leisten können und zweitens weil der Overtourism  uns auf den Wecker gegangen ist. Jetzt hab ich aber gedacht, wir müssten uns das schon einmal ansehen, wie die Stadt bei Corona ausschaut und ich sage euch es hat uns nicht gefallen. Wir leben jetzt seit März mehr oder weniger in unserer Coronablase und uns ist nicht aufgefallen, wie die Stadt leidet. Nein es rollen noch keine Dornkugeln durch die Stadt wie in den Geisterstädten im wilden Westen, aber trotzdem, mit so wenigen Leuten hab ich die Stadt das letzte mal an einem Samstag um halb neun in der Früh gesehen, wo ich einen   Kreuzweg aus der Michaelerkirche abholen musste. Und da hat sie sich dann ab zehn immer weiter gefüllt. Wir waren aber um 11 drinnen und da hätte schon was los sein müssen, war aber nicht. Wir sind von der Freiung über den Kohlmarkt zum Michaelator gegangen, weil wir uns ins Kaffe Siberkammer setzten wollten, dabei sind wir beim Demel vorbei gekommen, der war leer. Beim Kaffee Siberkammer hat uns eine nette Bedienung gesagt, dass sie erst um 13 Uhr aufsperren und der Demel ebenso. Wir sind dann zurück zum Graben gegangen, dort gibt es eine Menge Schanigärten, wo wir noch nie gesessen sind, weil sie immer so voll waren. Diesmal waren sie zwar gut besucht, aber von voll keine Rede. Das ist so wie wenn man in Venedig in den Kaffehäusern am Markusplatz sitzt. Wir haben uns registriert und einen Kaffe bestellt. Der Ober hat uns dann gesagt, das bei ihnen das Geschäft einigermaßen läuft, aber keine Red davon wie es früher war und in den Seitengassen wäre überhaupt nix los. Das ist uns auch aufgefallen. Die meisten kleine Innenstadthotels sind zu, und außer   auf dem Graben und beim schwarzen Kamel sind die Lokale leer oder sehr spärlich besucht. Wir beide haben den Eindruck diese Stadt stirbt. Und das können die Einwohner auch wenn sie sich bemühen nicht verhindern. Ich bin kein Freund des Massentourismus aber ein bissel mehr könnts schon sein. Bei den Geschäften hält sich bei den meisten mein Mitleid in Grenzen, weil mittlerweile auch in der Innenstadt außer den üblichen Luxusmarken, wie Hermes Gucci und wie sie alle heißen kaum noch was übrig ist, von den kleinen   Boutiquen und Geschäften die das Flair für mich ausgemacht haben, da ist Wien mittlerweile globalisiert. Als wir unseren 10 Euro Kaffee ausgetrunken haben und dabei den Sirenen zugehört haben, haben wir uns wieder nach Hause begeben, befriedigt, dass wir endlich gesehen haben wie das so ist in Wien, aber auch ein bissel traurig, dass es so ist in Wien. Jetzt sitz ich hier bei immer noch 22 Grad im Garten, klopf meinen Bericht in den Computer, während es immer finsterer wird und das hat nix mit der Uhrzeit zu tun, das Wetter ist einfach nur komisch.





















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